Die Geschichte des Hauses Handwerk 5
Das Handwerk war im Mittelalter vornehmlich die Straße, in der die Tuchmacher wohnten.
Gegenüber dem Handwerk 5 befindet sich das Zunfthaus der Tuchmacher. Hier wurden die Tuche von den Zunftmeistern begutachtet und gesiegelt, sodaß beim weiteren Verkauf an Groß-und Zwischenhändler oder auch direkt an weiterverarbeitende Zünfte, keine erneute Prüfung der Tücher erfolgen musste.
Die leistungsstarken Tuchhersteller hatten ihre Webstühle nicht in ihren Häusern im Handwerk stehen, sondern in der Nikolaivorstadt. So konnte in den Häusern der Tuchmacher, auch in der Kränzelstraße und in der Weberstraße, repräsentiert werden.
Es folgt eine kleine Zeitreise durch unser Haus, zu der wir Sie herzlich einladen.
Christine und Dieter Gleisberg
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12.–15. Jahrhundert
Zwei Kelleranlagen aus der Gotik und der Renaissance in verschiedenen Ebenen wurden, so wie im Mittelalter üblich, für die Einlagerung von Gemüse und anderer Lebensmittel genutzt um durch den Winter zu kommen.
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um 1700
Der barocke Dachstuhl ist, bis auf einige Auswechselungen original erhalten. Er wurde um 1700, nachdem die Giebelständigkeit der Häuser aufgegeben wurde, errichtet.
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im 19. Jahrhundert
Die Grundrisse haben nicht die Ausmaße wie die der Handelshäuser am Untermarkt, in der Petersstraße oder der Neißstraße aber doch ausreichend Raum um in saalartigen Räumen Gäste zu empfangen. Hier im Handwerk 5 befindet sich im Erdgeschoß ein Saal aus der Renaissance mit einer Fläche von ca. 50 m². Im 1. Obergeschoß war vor dem Umbau im 19. Jahrhundert ein weiterer barocker Saal in gleicher Größe. -
um 1819
Die Treppenanlage wurde um 1819, nach dem letzten großen Stadtbrand, gemäß der Sächsischen Feuerverordnung umgebaut. Die barocke Holztreppe wurde durch ein Steintreppenhaus ersetzt und Teile der alten Geländeranlage wiederverwendet. In dieser Zeit wurden auch die Holzbalkendecken mit Putzträger, Putz und Stuck ertüchtigt.
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um 1820
Nahezu alle Türen, einschließlich der Haustür sind aus der Zeit um 1830 und heute noch im Gebrauch.
Die Fußböden wurden, außer in den Bädern, zum großen Teil erhalten und aufgearbeitet.
Die Fassade wurde um 1925 erneuert und dabei Teile des Eingangsportals entnommen. -
ca. 1910
Die im Saal, unter der alten Dielung gefundene Ofenkeramik wurde mit einer Vielzahl an Ofenkacheln direkt an der Stelle des Abbruches als Füllmaterial in den Zwischenräumen der Dielung verwendet.
Transport war beschwerlich und teuer, die Arbeitskraft dagegen nicht. So hat man im Saal auch die zahlreichen Sparbögen gemauert. -
ca. 1925
Im Hof wurden in Schutt-und Aschegruben alle nicht mehr verwertbaren Abfälle und alter Hausrat
vergraben. So konnten wir beim Herrichten des Hofes u.a. KPM-Porzellan, Schleifsteine, Teile des Eingangsportales, Scherben von Tonkrügen und Schüsseln, Likörgläser und Flaschen, einen Schlagring und ein Schuhabsatzeisen bergen.
Aus vergleichsweise kurzer Vergangenheit fanden wir ein eingewachsenes Sofa unter üppigem Grün. -
1948
Der Anbau im Hofraum ist nach einem Bauantrag von 1948 entstanden und war Küche der
Gaststätte »Zur frischen Quelle« die im Saal geführt wurde.
Im vergangenen Jahrhundert bis in die Zeit der friedlichen Revolution waren in dem Haus mehrere Wohnungen, z.T. ohne eigene Toiletten und mit Wasseranschluß im Treppenhaus untergebracht. -
1998
1998 haben wir das Objekt erworben und 1999 nach denkmalpflegerischen Vorgaben saniert.
Alle Ansprüche an eine zeitgemäße Wohnstätte wurden erfüllt wobei die notwendige Haustechnik unauffällig integriert ist.
Eine derart hohe Priorität für den Denkmalschutz hat auch zur Folge, daß z.B. Türen und Fenster nicht die heute geltenden Anforderungen an den Wärmeschutz erfüllen, die bei Neubauten unbedingt einzuhalten sind.
Die zahlreichen Vorteile liegen im Denkmal an anderen Stellen, so z.B. sind die wenigen aber massiven Außenwände mit den vergleichsweise kleinen Fensteröffnungen förderlich für das Klima im Haus.
Die Wieder- und Weiterverwendung von vorhandener Bausubstanz ist nicht nur nachhaltig, sondern zeigt dem Nutzer auch Einzigartiges und Besonderes aus der Baugeschichte des Hauses auf. -
2010
Der Hof ist an allen drei Seiten mit einer unterschiedlich hohen Mauer eingefaßt. Daraus kann geschlossen werden, dass das Haus immer schon ein abgeschlossenes und vermessenes Grundstück war. Viele Grundstücke in der historischen Altstadt hatten noch einen ungeteilten Hofraum.
Heute sind in dem Haus Wohnungen bzw. Ferienwohnungen eingerichtet.